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Daten und Fakten über das Lager Elsterhorst

  Nardt gehörte bis zum 18.Juli 1945 zum Regierungsbezirk Liegnitz Niederschlesien.
   
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09.01.1937

Auf Befehl der Nationalsozialisten zur Germanisierung der wendischen Siedlungsgebiete wurde neben vielen anderen Ortschaften Niederschlesiens Nardt in Elsterhorst umbenannt. Man wollte damit die zweisprachigen (sorbisch und deutsch) Siedlungsgebiete der Wenden "eindeutschen".

   
ab 1937 kam es zu ersten Verhandlungen mit Nardter Bürgern bezüglich des Verkaufs bzw. der Abtretung von Land für den Aufbau eines Gefangenenlagers.
   
1938/39

Aufbau des Lager Elsterhorst. Etwa 20 - 30 Firmen waren mit der Verrichtung der Arbeiten beauftragt. Anfangs war das Lager mit ca. 350 Kriegsgefangenen aus der Tschechoslowakei belegt. Diese waren noch in ca. 12 bis 15 Zelten untergebracht. Den Ausbau mit Baracken mussten polnische Gefangene durchführen, welche ab 1939 inhaftiert worden.

Das Lager selbst, welches zum Wehrkreis IV - Dresden gehörte, bestand aus drei Bereichen:

1. Das eigentliche Kriegsgefangenenlager mit ca. 40 Baracken auf dem heutigen Flugplatz Nardt.

2. Die Kommandantur und die Mannschaftsunterkünfte des 2. Landwehr-Schützen-Battalions mit 10 Baracken an der heutigen B96 - Straße nach Neuwiese.

3. Das Lazarett, die Küche und Wäscherei auf dem Gelände der heutigen Landesfeuerwehrschule Sachsen mit 10 Baracken und mehreren massiven Gebäuden.

   
09/1939 - 10/1940
Stammlager Stalag IV für tschechische und polnische Kriegsgefangene
   
10/1940 - 02/1941 Erweiterung der Lagerbezeichnung auf Stalag IV A
   
06/1940 -  02/1945
Offiziersgefangenenlager Oflag IV D für überwiegend französische Offiziere und Ordonnanzen sowie Belgier, Briten, Kanadier und Jugoslawen. Das Stammlager wurde zeitweise auch für russische Kriegsgefangene genutzt. Vom 01.12.1944 ist eine Lagerbelegung von 5.223 bekannt.
   
18.02.1945
Beginn der Evakuierung der französischen Offiziere. Etwa 750 Kranke bleiben zurück. Bis zum Einmarsch der Roten Armee kamen vor allem belgische und französische Kriegsgefangene aus den östlicher gelegenen Lagern Bunzlau und Görlitz nach Elsterhorst.
   
24.04.1945 - 20.10.1945 Russisches Kriegsgefangenenlager FPPL Nr. 30 für deutsche Soldaten der ehemaligen Wehrmacht. Dies waren größtenteils gefangen genommene Soldaten von der Schlacht um die Seelower Höhen und den Kämpfen um Berlin. Zeitweise waren in dieser Zeit bis zu 70.000 Gefangene in den Baracken, Notzelten und im Freien interniert.
   
20.10.1945
Übergabe des Lagers Elsterhorst in deutsche Verwaltung und Nutzung als Entlassungs- und Quarantänelager für die heimkehrenden deutschen Soldaten. Kommandant des Lagers war jedoch weiterhin ein russischer Offizier.
   
1946 - 1948 Das Lager Elsterhorst wird Umsiedlerlager für die Vertriebenen aus Schlesien, Pommern, dem Sudetengebiet und Ostpreußen. Das ehemalige Wachmannschaftslager wird als Umsiedlerlager Neuwiese genutzt.

1946 wurden 85.000 Personen im Lager aufgenommen und von hier aus in die neu zugewiesenen Wohnorte entlassen. 1947 waren es noch einmal 73.500.

Da seit Mitte November 1947 die Umsiedlertransporte ausblieben, wurde bis zum Jahresende dem Lagerpersonal gekündigt.

Leiter des Umsiedlerlagers ist Albert Stief, der spätere Vorsitzende des Komitees der Arbeiter- und Bauern-Inspektion und Minister für Anleitung und Kontrolle der Bezirks- und Kreisräte der DDR. Für weitere Informationen bitte hier klicken.

   
31.03.1948 Auflösung des Lagers Elsterhorst
   
1957 Die weitere Nutzung des Geländes begann, indem freiwillige Flugsportler die Reste des Lagers beräumten und den Flugplatz Nardt errichteten. Ab 1958 wurden die ersten Starts durchgeführt. Bis in die heutige Zeit bildete sich daraus der Aeroclub Hoyerswerda e.V. heraus.
 
Die im Lager Elsterhorst von 1940 - 1945 verstorbenen französischen, britischen und kanadischen Soldaten und Offiziere wurden neben dem Friedhof von Nardt mit militärischen Ehren bestattet, ab 1952 exhumiert und in die Heimat überführt.
 
Die verstorbenen russischen Kriegsgefangenen wurden im hinteren Bereich des Friedhofes Nardt bestattet, 1974 exhumiert und in die Gedenkstätte "Am Ehrenhain" in Hoyerswerda umgebettet.

Die Anzahl der verstorbenen Soldaten bis Kriegsende ist dem Autor zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.

 

Aufgrund der großen Hungersnot, Entkräftung und verschiedener Seuchen und Krankheiten sind nach Kriegsende im Lager Elsterhorst 621 gefangene deutsche Soldaten sowie 606 Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten gestorben.

Ihre letzte Ruhestätte ist die im Jahr 1993 wieder hergerichtete Kriegsgräberstätte Nardt.

 

"Versöhnung braucht Erinnerung. Erinnerung braucht Information."

Prof. Dr. Guido Knopp
Historiker, Leiter ZDF-Zeitgeschichte