Erinnerungen deutscher Vertriebener aus Schlesien an das Lager Elsterhorst

 
Quelle:

Erinnerungen von Herrn Karl Zwiener aus Langenbielau

 

erschienen auf www.protzan.de

 

"... . Familie Zwiener wurde unter ähnlichen Umständen mit den Deutschen aus Langenbielau vertrieben. Karl Zwiener erzählt es so: "Zuerst wurden alle Deutschen registriert. Dann kamen Männer mit Listen, die Bescheid gaben, wer an die Reihe kam. Am 21.8.1946 kam der Mann mit der Liste zu uns und sagte, daß wir uns am nächsten Morgen um 7 Uhr vor unserem Hause einfinden müßten. Wir machten alles zurecht. Am nächsten Morgen regnete es in Strömen. Wir standen von 7 bis 9 Uhr auf der Straße, der Regen hielt den ganzen Tag an. Mittags kamen wir in Reichenbach an, wo wir eine Waggonnummer bekamen. Nachmittags gingen wir durch die "Kontrolle". Es wurde wieder viel "konfisziert". Uns nahm man nur einen Regenschirm weg, denn wir hatten nur noch abgebrauchte Sachen. Dann ging es zum Bahnhof. Dort warteten wir wieder im Regen bis 19 Uhr. Dann kam der Zug. Beim Einladen des Gepäcks wurden von den Polen noch Gepäckstücke unter den Waggons weggezogen. Nachts um 2 Uhr fuhr der Zug los. In Sorau stand der Zug drei Tage. Am 2. Tag wurden junge Burschen, darunter auch ich, zum Kohlenaufladen geholt. Als der Zug nach drei Tagen nachts von Sorau abfuhr, hieß es, wir kommen in die russische Zone. Mittags wurden wir am Übergabeort anhand von Listen gezählt und etwa 20 Leute, die sich eingeschmuggelt hatten, wurden abgeführt. Dann ging es bis Forst, das schon in der russischen Zone lag. Abends fuhren wir ab. Am nächsten Morgen erreichten wir um 7 Uhr Hoyerswerda, wo wir in das Quarantänelager Elsterhorst kamen. Es faßte etwa 15 ooo Menschen. Es gab auch eine Abteilung für 20 000 deutsche Gefangene, die mit Stacheldraht von uns getrennt waren."
Der Aufenthalt in diesem Lager dauerte etwa 4 Wochen. Die Vertriebenen wurden in kurzen Zeitabständen 3 mal entlaust. Zu Essen erhielten pro Tag 5 Personen 1 Brot, 5 Eßlöffel Zucker, 2,5 l Suppe. In den 4 Wochen ihres Aufenthalten durften sie das Lager nicht verlassen. Dann endlich erhielt Familie Zwiener Papiere mit dem Bescheid, daß sie nach Wurzen in Sachsen kämen. Sie erreichten Wurzen am 27.9.46 morgens um 7 Uhr. ..."